Sprachliche Interferenz entsteht, falls muttersprachliche Aspekte unabsichtlich die Leistung einer zweiten Sprache beeinflussen, was zu milden oder sogar riesigen Missverständnissen führen kann. Die Muttersprache und zweite Sprache müssen in gewissem Maß verwandt sein, Englisch und Deutsch sind ja ziemlich eng verwandt, was für Englisch lernende Deutschsprachler sowie Deutsch lernende Englischsprachler viele Probleme schaffen kann.
Es gibt zwei Hauptarten Interferenz, die Deutschsprachler stark beim Englisch betreffen: falsche Freunde und Scheinanglizismen (auch Pseudoanglizismen).
1. Falsche Freunde
Ein falscher Freund gefällt niemandem, denn er scheint vertraut, bekannt und fast tröstend, aber in Wirklichkeit ist er eigentlich ein gemeiner, herzloser Fremder. Zwei oder mehr Wörter scheinen oft wegen Rechtschreibung ähnlich aber leider haben knapp oder gewaltig unterschiedliche Bedeutungen.
Ich gebe euch ein Beispiel von einem Interenzfehler, der von knapp unterschiedliche Bedeutungen zwei verwandter Wörter entstand und den ich wegen meiner Englischmuttersprache im Deutschen beging.
Während eines Gesprächs erwähnte eine Freundin von mir, dass ihr Freund damals in Schweden war, um ein Auslandssemester zu machen. Ich fragte lässig, ob er Schweden besonders wählte, weil er schwedische Frauen bumsen wollte. Sie antwortete nicht, aber ihr Mitbewohner lachte laut heraus. Zu jener Zeit erkannte ich nicht, was ich wirklich gesagt hatte, aber später in jener Nacht im Bett liegend, über den vorherigen Tag nachdenkend und dessen Ereignisse minutiös analysierend, fiel es mir heftig ein. Die eigentliche Bedeutung des Wortes Freund im Deutschen hatte ich übersehen. Im Englischen ist friend fast immer platonisch, nur mit starker, paralinguistischer Betonung kann friend romantisch oder sexuell gedeutet werden, wobei Freund eine klar romantische Bedeutung haben kann. Ich schämte mich sehr. Infolge meiner Missdeutung hatte ich etwas Grausames geäußert.
Ein paar typische Beispiele, auf die man sorgfältig aufpassen sollte:
sensibel (EN: sensitive) und sensible (DE: vernünftig)
aktuell (EN: current) und actually (DE: eigentlich)
sympathisch (EN: likeable, congenial) und sympathetic (DE: mitfühlend)
eventuell (EN: possibly) und eventually (DE: endlich, schließlich)
konsequent (EN: consistent) und consequently (DE: folgich)
pathetisch (EN: solemn, emotive) und pathetic (DE: armselig, erbärmlich)
Unternehmer (EN: businessman, entrepreneur) und untertaker (DE: Leichenbestatter)
Chef (EN: employer, boss) und chief (DE: Oberhaupt)
2. Pseudoanglizismen
Pseudoanglizismen sind englisch scheinende, deutsche Lexikoneinheiten, die eine von Englisch beinflusste Rechtschreibung und keine (oder eine komplett verschiedene) Bedeutung im Englischen haben. Scheinanglizismen werden leicht mit Denglisch verwechselt, aber sie sind nicht dieselben.
Das klassische Beispiel des Pseudoanglizismus ist das Wort Handy, das Deutschsprachler niemals im Englischen verwenden sollen. Warum? Ich zeige euch:
I got a Handy for Christmas.
Ich habe zu Weihnachten ein Handjob bekommen.
Als Adjektiv bedeutet handy im Englischen praktisch, nützlich oder handlich, aber hauptsächlich wichtig ist es, dass als Substantiv Handy ein umgangsprachliches Hypokoristikum (Koseform) für Handjob ist. Das Wort Happy End stammt von happy ending, was umgangsprachlich einen von einer sogenannten Masseurin gegebenen Handjob bedeuten kann. Daher muss man wirklich aufpassen, denn der Gebrauch von Pseudoanglizismen kann verwirrte Blicke anlocken und Verlegenheit verursachen.
Public Viewing ist auch ein bekannter, häufig von Deutschsprachlern im Englischen verwendeter Scheinanglizismus, der eigentlich eine öffentliche Aufbahrung eines Totes beschreibt. Stattdessen kann man public screening sowie open-air screening sagen, um Verwirrung zu vermeiden.
Dementgegen existieren im Englischen nicht so viele Germanismen, da fast alle von Deutschen entlehnte, englische Wörter die gleiche Bedeutung haben. Aber ein interessantes Beispiel ist das Wort uber (von der Präposition über), das als prädikatives Adjektiv sehr und als attributives Adjektiv super bedeutet:
Ein Mitarbeiter von mir sagte neulich: Please be uber nice to them. (Bitte sei sehr nett zu ihnen.)